Die Geschichte des Hofes und der Familie Brockmeyer zu Glane-Visbeck:
Die Besiedlung
Erst nach dem Ende der letzten Eiszeit vor 12000 Jahren wanderten die ersten Jäger und Sammler aus Südwesteuropa in unser Gebiet ein, in dem damals eine weitgehend baumlose Tundra vorherrschte. Von diesen Rentierjägern konnten anwenigenStellenin Norddeutschland Lagerplätze gefunden werden. Später bewaldete sich unsere Landschaft, und etwa 5000 Jahre vor unserer Zeitrechnung begann der Ackerbau.
Aus der älteren Steinzeit sind im Osnabrücker Gebiet Funde bisher nicht bekannt geworden. Für die Zeit etwa seit 2500 vor unserer Zeitrechnung jedoch liegen Beweise genug für eine stetige Besiedlung einzelner Gegenden vor. Als solchedientendemdamaligen Menschen in erster Linie die sandigen Höhenzüge. Die feuchten Niederungen und die dichten Urwälder stellten den vorgeschichtlichen Menschen unüberwindliche Hindernisse in den Weg. Prinz nimmt südlich desOsnabrückerBerglandesSiedlungsinseln um Glandorf, Laer und Versmold an. Über die Träger dieser Siedlung des dritten vorchristlichen Jahrtausends läßt sich nichts Bestimmtes aussagen. Man kann vermuten, daß sie um 2000 v. Chr. Teils nachSüdostenabwanderten, teilsim Lande verblieben und mit den nachrückenden Stämmen zu den bronzezeitlichen Germanen verschmolzen. Jedenfalls haben seit der Bronzezeit Germanen „in ununterbrochener Folge das Land innegehabt. Die von Melitzen undanderenvertretene Theorie,daß vor den Germanen hier Kelten gesessen haben, ist heute durch Sprachwissenschaft, Bodenforschung und Siedlungskunde endgültig widerlegt. Die Stetigkeit der germanischen Besiedlung vom Beginn des zweitenvorchristlichenJahrtausends bis in diegeschichtlliche Zeit ist als gesichert anzusehen“.
Der zu den Westfalen gehörende Stamm der Brukterer (die ihren Namen vielleicht von dem Bruchland haben, in dem sie lebten) hatte das münstersche Land und wohl auch das Osnabrücker Bergland inne. Gegen Ende des ersten Jahrhunderts n. Chr.zogendieAngelvarier (Engern) nach Westen und vernichteten im Bunde mit den Chamaven einen Teil der Brukterer.
Im 4. Jahrhundert n. Chr. schlossen sich die zu dieser Zeit im Osnabrücker Land lebenden Falchovarier, deren Name in dem Wort Westfalen weiterlebt, dem Stammesbund der Franken an. Viele dieser Franken dienten im römischen Heer, alsLohnerhieltensie Goldmünzen, die als Schatzfunde heute noch von ihren früheren Besitzern künden. Zahlreiche Franken zogen im 4./5. Jahrhundert in das Römische Reich.
Noch im 7. Jahrhundert hatten die Brukterer das Münsterland inne. Die Gegend südlich der Lippe hieß noch im 9. und 10. Jahrhundert Brukterergau (Brochtergo).
Sie haben sich also, wenigstens zum Teil, von den Engern nach Süden verdrängen lassen. Um 700 aber werden die münsterländischen Brukterer, die ja sicherlich ursprünglich bis zum Teutoburger Wald reichten, von den Sachsen unterworfen, diesichalseine dünne Herrscherschicht über die Brukterer setzten. Dörfer und einzelne Höfe aus jener Epoche sind nachweisbar. Man erkennt es an den Ortsnamen, die auf "dorf" enden, wie Glandorf, auch Sentrup deutet auf eine sächsischeGründung.AusUntersuchung von Gräberfeldern ergibt sich, dass damals schon Christen hier gelebt haben. Funde auf Averbecks Hof deuten auf eine Gründung in karolingischer Zeit um 800 hin.
Stammesmäßig gesehen gehören die Bewohner des Osnabrücker Landes den Westfalen an. Dabei muß man sich vor Augen halten, das Westfalen ein Sammelname für eine Reihe von Stämmen oder Stammesresten ist. Wenn man den Unterschied zwischenSachsenundWestfalen prägnant fassen will, könnte man die Westfalen mehr als zäh, die Sachsen mehr als forsch, diese als Draufgänger, jene als Verteidiger bezeichnen.
Was die Glaner Mundart angeht, so nähert sie sich der münsterländisch-westfälischen Redeweise.
Vor der Christianisierung befand sich in der Nähe von Heringhaus, der etwa 1 ½ km östlich vom Hofe Brockmeyer liegt, eine Kultstätte des Gottes Donar, an die sich nach Südwesten die sog. Hölle anschloß. Das Wort ist abzuleitenvonniederdeutsch"höl", „das nicht bloß Höhle, sondern auch allgemein Versteck, Unterschlupf, Zufluchtsort, ja noch im Mittelniederdeutschen geradezu für Festung gebraucht wird. Hierher zog sich die ansässige Bevölkerung bei drohenden AngriffenmitWeib und Habein die Urwälder zurück. „Es ist nicht recht einleuchtend, daß die Germanen an der ersten besten Stelle in den Urwald hineindrangen, was dieser auch nicht gestattete, sondern man wird besondere Zufluchtsstätten gehabt haben“. AndieHölleschließt sich nach Osten der Donnerbrink an, der an die südlich von dem Brockmeyerschen Hofe gelegenen Besitzungen angrenzt. Der Donnerbrink war dem Donar geweiht. Daß die Hölle früh besiedelt war, beweisen die zahlreichendortvorhandenenHügelgräber, die dem 5. Jahrhundert v. Chr. Angehören, und die an ihrem Rande liegende Haufensiedlung in Westerwiede.
Aus der Zeit um Christ Geburt gibt es hier keine archäologischen Funde, so dass man für Glane keine Aussagen über die Zeit machen kann, in der bei Kalkriese, zwischen Ostercappeln und Bramsche, im Teutoburger Wald (keine 40km vonBrockmeyer´sHofentfernt) die Germanen unter Hermann (Arminius), dem Cherusker, die Römer in der Varusschlacht besiegten.
Bis um 800 hatten sich die Vorbedingungen für die Siedlungsfähigkeit des Landes im allgemeinen kaum gegenüber den vorgeschichtlichen Verhältnissen geändert. „Nur ganz allmählich wagte sich der Mensch ins wasserreiche Flachland vor. DieLagederältesten bis in die Gründungszeit des Bistums Osnabrück (Ende des 8. Jahrhunderts) hinaufreichenden Kirchen hart am Fuße des Berges, meist sogar auf halber Höhe der Höhenzüge, zeigt deutlich an, daß die Siedlung noch durchwegdieBerghängebevorzugte und erst allmählich in die Ebene vorstieß“.
Von 700 bis 1300 ging in Deutschland eine sehr ausgedehnte Rodung und Siedlung vor sich. Ungeheure Flächen bisher unbebauten Landes wurden unter den Pflug genommen und große Waldflächen urbar gemacht. Eine großartigeSiedlungstätigkeitundNeuschaffung von Hofstellen brach sich in zielbewußter Arbeit Bahn. In dieser Zeit, um 1088, wird zuerst die Kirche von Glane erwähnt. Es wird eigens angedeutet, daß diese Kirche noch klein war. „Die Hälfte der ecclesiola inGlane wurdedemKloster Iburg vor 1088 von der nobilia Gisela (später Abtissin in Bassum) geschenkt, Die andere Hälfte gehörte dem Bischof von Osnabrück. Das Kirchspiel wurde aus Teilen der beiden Kirchspiele Lienen und Laer gebildet,derenSprengelursprünglich durch den Glaner Bach getrennt wurden“. Aller Wahrscheinlichkeit nach hat um diese Zeit der Brockhof in Visbeck schon bestanden. Jedenfalls kann er kaum später angelegt sein. Man tut gut, sich hierbei an diesegensreicheTätigkeitdes Bischofs Benno II. von Osnabrück (1068-1088) zu erinnern. Norbert, der eine Darstellung des Lebens Bennos verfaßte, rühmt die Verdienste des Bischofs um die Anlage von Wegen, die durch die Sümpfe führten. DerVerbindungswegIburg-Glandorfwar zwar ein alter Weg, aber er wird damals einen bedeutsamen Ausbau erfahren haben. Nahe an dieser Straße, westlich des Glaner Baches – jetzt liegt das Wohnhaus östlich ganz nahe am Ufer desselben -, muß ehemals derBrockhofgestanden haben;denn der Ort, an dem sich jetzt eine Weide längs der Straße Glandorf-Iburg und ein kleines Stück Holz erstreckt, heißt bis auf den heutigen Tag „de aule Hoff“.